Dominant Blue Eyes

Alles über das Dominant Blue Eye (DBE) Gen
In diesem Abschnitt möchte ich euch so ausführlich wie möglich über das Dominant Blue Eye Gen informieren.
Um es richtig zu verstehen, ist es hilfreich, zunächst zu klären: Wie entstehen überhaupt die verschiedenen Augenfarben bei Katzen?
Ich bin sicher, dass viele eurer Fragen zum DBE-Gen nach dem Lesen beantwortet sein werden – nehmt euch bitte die Zeit und lest aufmerksam!
​
Die Grundlage der Augenfarbe: Melanozyten
Die Augenfarbe einer Katze wird – wie auch Fell- und Hautfarbe – durch Melanozyten bestimmt.
Diese Zellen produzieren das Pigment Melanin und geben es an umliegende Zellen ab. Die Augenfarbe hängt dabei von der Melaninmenge in verschiedenen Bereichen des Auges ab – besonders im vorderen und hinteren Teil der Iris.
Bei Katzen-Embryonen gibt es rund 34 Pigmentzentren. Von dort aus wandern Melanozyten während der Entwicklung zu Haut, Fell und Retina.
Allerdings reift die Irispigmentierung erst nach der Geburt vollständig aus – daher haben alle Kitten zunächst blaue Augen. Ihre endgültige Augenfarbe entwickelt sich meist im Alter zwischen 4 und 12 Monaten.
Die blaue Augenfarbe entsteht nicht durch Pigmente in der Iris selbst, sondern durch Lichtreflexionen von Pigmenten im hinteren Teil des Auges. Je weniger Pigment dort vorhanden ist, desto heller wirkt das Blau.
​
Augenfarbe und Vererbung
Obwohl es Ausnahmen gibt, wird angenommen, dass die Augenfarbe unabhängig von der Fellfarbe vererbt wird.
So kann beispielsweise die gleiche blaue Augenfarbe bei:
-
Point-Katzen (cs/cs),
-
Dominant-weißen Katzen (W-),
-
Scheckungsträgern (S-),
-
sowie bei Albinos (sasa) vorkommen.
​​
​
Weißfärbung und ihre Folgen
Bei dominant weißen Katzen liegt eine sogenannte Hypopigmentierung vor. Das W-Gen hemmt die Migration der Melanozyten – dadurch entsteht ein Mangel an Pigment in Haut und Iris.
Da Licht durch fehlendes Pigment gestreut wird, wirken die Augen blau – obwohl es sich streng genommen nicht um echte „Pigmentfarbe“ handelt.
Diese Lichtstreuung basiert auf dem gleichen physikalischen Prinzip wie der blaue Himmel:
Feinste Strukturen in der Iris streuen Licht und lassen es blau erscheinen.
​
Doch die Hemmung der Pigmentzellen hat Folgen:
Da Melanozyten aus der Neuralleiste stammen – ebenso wie Hörzellen – führt das W-Gen nicht nur zu Pigmentmangel, sondern kann auch die Entwicklung des Innenohrs beeinträchtigen.
Das kann zu teilweiser oder vollständiger Taubheit führen – besonders bei Katzen mit blauen Augen und großem Weißanteil.
​​
​
Wie entsteht Taubheit?
Etwa im Alter von 3–4 Wochen kann es, bei fehlenden oder unterdrückten Melanozyten, zur Degeneration der Blutversorgung im Innenohr kommen.
Dies führt zu einem Absterben der Haarzellen im Corti-Organ, dem eigentlichen Hörorgan.
​
Je weniger Pigment in den Augen, desto höher das Risiko für Taubheit.
Einige blauäugige Katzen zeigen zudem eine Fehlentwicklung oder ein Fehlen des Tapetum lucidum – einer reflektierenden Schicht im Auge, die für das Sehen bei Dunkelheit entscheidend ist.
​​
​
Was ist das Tapetum lucidum?
Das Tapetum lucidum ist eine reflektierende Schicht aus Guaninkristallen, die sich hinter der Retina befindet. Sie wirft einfallendes Licht zurück auf die Sinneszellen, wodurch Katzen auch bei wenig Licht sehen können – und weshalb ihre Augen im Dunkeln „leuchten“.
Diese Struktur entwickelt sich zwischen der 2. und 8. Lebenswoche.
Ist sie nicht ausgebildet (z. B. bei manchen blauäugigen Katzen), kann die Dämmerungssicht beeinträchtigt sein.
​​
​
Theorie zur Augenfarbe & Pigmentschwelle
Eine Theorie besagt, dass es einen Pigmentschwellenwert gibt:
Liegt die Pigmentmenge unterhalb dieses Werts, erscheinen die Augen blau; liegt sie darüber, entwickeln sie jede andere Farbe (z. B. Grün, Kupfer oder Gelb).
​
Diese Regel gilt nicht für Albinos, deren Augenfarbe anderen genetischen Mechanismen folgt.
​
​​
Scheckung (S-Gen) & Augenfarbe
Das S-Gen (verantwortlich für Bicolor-, Harlekin- oder Van-Zeichnung) verhindert teilweise die Wanderung von Melanozyten und sorgt so für weiße und pigmentierte Bereiche im Fell.
Die Augenfarbe hängt dann davon ab, ob die Iris im pigmentierten oder im pigmentfreien Bereich liegt:
-
Pigmentiert: normale Augenfarbe
-
Nicht pigmentiert: blaue Augen
Daher können logisch betrachtet alle Katzen mit Scheckung gescheckte Kätzchen mit odd eyes oder blue eyes bekommen.
Warum jedoch einige Linien regelmäßig solche Kitten hervorbringen – und andere nie – ist bislang wissenschaftlich nicht geklärt.
​
​
Eigene Theorie
Meine persönliche Theorie:
Es gibt möglicherweise ein unentdecktes, rezessiv vererbtes Gen, das blue oder odd eyes beeinflusst.
Das würde erklären, warum manche Zuchtlinien häufiger Nachkommen mit dieser Augenfärbung zeigen.
​

Albinos, Augenfarben und ihre genetischen Grundlagen bei Katzen
Bei echten Albinos – also Katzen mit roten Augen – fehlt jegliches Pigment im Auge. Die sichtbare rosarote Färbung entsteht durch die darunterliegenden Blutgefäße der Netzhaut. Albinismus ist keine bloße Farbvariante, sondern eine genetisch bedingte Funktionsstörung.
Liegt eine homozygote Konstellation des c-Gens (cc) vor, ist die Melaninproduktion aufgrund einer biochemischen Blockade vollständig unterbunden. „Homozygot“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass beide Chromosomen eines Gens dieselbe Allelform tragen.
Echte (rotäugige) Albinos sind extrem selten. Deutlich häufiger trifft man auf blauäugige heterozygote Albinos mit der Genkombination caca.
​
Point-Färbung (cscs) und blaue Augen
Point-Katzen (z. B. Siamkatzen) tragen die Genkombination cscs, die untrennbar mit blauen Augen verbunden ist. Diese Tiere zeigen jedoch häufig augenbedingte Besonderheiten. Bei ihnen liegt eine Fehlvernetzung der Sehnerven vor: Das für räumliches Sehen notwendige stereoskopische Bild kann nicht korrekt verarbeitet werden, da die Signale der beiden Augen nicht wie üblich überkreuzt an die gegenüberliegenden Gehirnhälften übertragen werden.
Die Folge ist ein doppeltes Bild (Diplopie). Manche Katzen blockieren daher eines der Bilder, was jedoch das räumliche Sehen einschränkt – ein erheblicher Nachteil für ein Raubtier. Um die Bildüberlagerung zu kompensieren, schielen sie häufig (Strabismus), was zu einer dauerhaften Fehlstellung führen kann. Unwillkürliche Augenbewegungen (Nystagmus) können ebenfalls auftreten. Dieselben Symptome werden auch bei blauäugigen Albinos beobachtet.
​
Einfluss anderer Pigmente
Es wird angenommen, dass Eumelanin (schwarz-braunes Pigment) und Phäomelanin (rötliches Pigment) keinen direkten Einfluss auf das Augenmelanin haben. Eine alternative Theorie besagt jedoch, dass hohe Eumelanin-Konzentrationen zu haselnussbraunen bis dunkelbraunen Augen führen können. Bei roten, cremefarbenen und schildpattfarbenen Katzen sowie Tabbies wurde Phäomelanin in den Augen nachgewiesen – wie diese Pigmente aber reguliert werden, ist bislang unklar.
​
Weitere Farbphänomene der Iris
Die Iris besteht aus mehreren Schichten, deren unterschiedliche Größe und Pigmentierung eine komplexe Farbmischung erzeugen kann. Befinden sich zum Beispiel in tieferen Schichten andere Pigmente als in den oberen, entsteht ein mehrfarbiger Effekt – z. B. ein grünlicher oder gelber Ring um die Pupille. Dies ist besonders bei jungen Katzen verbreitet. Bei erwachsenen Tieren hingegen gilt eine ungleichmäßige Augenfarbe als zuchtausschließend.
Auch Pigmentflecken innerhalb der Iris sind möglich: Bei vollständig verschiedenfarbigen Augen spricht man von kompletter Heterochromie (Odd Eyes), bei teilweisem Farbwechsel in einem Auge von partieller Heterochromie (Mosaik- oder Splitted Eyes).
​
Zucht und Augenfarben
Durch gezielte Verpaarung lässt sich der Augenfarbton beeinflussen. Wird eine kupferäugige Katze mit einer blauäugigen verpaart, hängt die Augenfarbe der Nachkommen von der Intensität der Farbtöne der Eltern und den involvierten Genen (z. B. cscs, caca, cc, W) ab. Kreuzt man grünäugige mit blauäugigen Tieren, variieren die Augenfarben der Nachkommen ebenfalls zwischen Grün und Blau.
Problematisch wird es bei Kreuzungen zwischen grünäugigen und Colorpoint-Katzen (z. B. Silver Perser mit blauäugigem Colorpoint). Die Nachkommen zeigen oft eine „ausdruckslose“ Augenfarbe. Ursache: Das für Blau verantwortliche cscs-Gen mischt sich mit Pigmentresten aus kupferfarbenen Vorfahren, was zu blassgrünen oder gelblichen Augen führt – meist unerwünscht.
​
Modifizierende Genfaktoren – was bestimmt die Augenfarbe im Detail?
Vier Hauptfaktoren beeinflussen die endgültige Augenfarbe:
a) Pigmenttiefe in der Irisstruktur:
Je nach Tiefe des Pigments ändert sich die Farbwahrnehmung. Kupfer entsteht bei Pigment nahe der Oberfläche, Beige und Grün bei tiefer liegendem Pigment. Befindet sich pigmentloses Gewebe tief in der Iris, erscheint das Auge hellblau.
​
b) Pigmentdichte (Sättigung):
Dicht gepackte Pigmentzellen führen zu intensiveren Farben – z. B. dunkler Bernstein oder sattes Smaragdgrün. Geringe Dichte ergibt pastellige Töne oder schwache Farben mit durchscheinenden Blutgefäßen.
​
c) Homogenität der Pigmentschicht (Farbreinheit):
Pigmente können ungleich verteilt sein und so unerwünschte Mischfarben verursachen. Der Effekt ist vergleichbar mit farbigen Glasplatten: Unterschiedliche Pigmentschichten erzeugen komplexe Farbnuancen.
​
d) Gleichmäßige Verteilung über die Irisfläche:
Ist das Pigment unregelmäßig verteilt, zeigen sich Ringe oder konzentrische Farbkreise um die Pupille – ein Merkmal, das bei Jungtieren häufig und bei erwachsenen Katzen eher unerwünscht ist.

Dominant Odd- & Blue-Eye Gen
Was ist Heterochromie (Odd Eyes)?
Heterochromie beschreibt eine ungleichmäßige Pigmentierung der Iris, die durch einen Mangel oder Überschuss an Melanin entsteht. Dabei unterscheidet man zwischen vollständiger Heterochromie (z. B. ein Auge blau, das andere kupferfarben) und partieller Heterochromie (farblich unterteilte Iris). Die vollständige Form tritt bei Katzen am häufigsten auf.
​
Die Hauptursache ist eine ungleichmäßige Verteilung von Melanin in der Iris. Dieses Phänomen kann bei verschiedenen Tierarten beobachtet werden – besonders häufig jedoch bei Katzen, Hunden, Pferden sowie auch beim Menschen.
​
Bei Katzen äußert sich Heterochromie meist durch ein blaues Auge und ein andersfarbiges (z. B. grün, gelb oder kupfer). Oft sind Tiere mit weißen Fellanteilen oder komplett weißem Fell betroffen – besonders häufig Vertreter der Rassen Türkisch Angora und Türkisch Van.
​
Wichtig zu wissen: Heterochromie hat keinen negativen Einfluss auf das Sehvermögen oder die Gesundheit des Tieres. Es handelt sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine genetische Farbvariante. In einigen Fällen kann sie jedoch mit einseitiger Taubheit einhergehen – insbesondere bei weißen Katzen.
​
Man unterscheidet zwischen angeborener (erblich bedingter) und erworbener Heterochromie. Letztere kann durch Verletzungen, Krankheiten oder medizinische Behandlungen entstehen. Verändert sich die Augenfarbe eines Tieres plötzlich, sollte ein Tierarzt konsultiert werden.
​
Bei erblich bedingter Heterochromie zeigt sich die endgültige Augenfarbe meist erst einige Wochen nach der Geburt, da alle Kätzchen zunächst mit blauen Augen zur Welt kommen.
​
Heterochromie tritt auch bei anderen Rassen wie Britisch Kurzhaar, Britisch Langhaar oder Perser auf. In diesen Linien wird sie jedoch in der Regel rezessiv vererbt. Das bedeutet, dass selbst Katzen ohne sichtbare Odd Eyes Träger des Merkmals sein können und es an Nachkommen weitergeben – mitunter erst nach mehreren Generationen. Odd-Eyed Kätzchen aus solchen Linien sind jedoch selten, häufig nur in Farbschlägen wie Van oder Harlekin. Um gezielt solche Tiere zu züchten, waren gezielte Programme und viel Geduld notwendig.
​
​
Dominant Blue Eyes (DBE): Eine neue Genmutation
Inzwischen gibt es Katzen, bei denen blaue oder verschiedenfarbige Augen dominant vererbt werden. Das verantwortliche Gen ist als DBE (Dominant Blue Eyes) bekannt – eine Mutation im PAX3-Gen.
​
DBE kann sowohl minimale Weißscheckung als auch blauäugige und odd-eyed Nachkommen verursachen. Wird eine DBE-Katze mit einer Katze verpaart, die das Gen nicht hat, können etwa 50 % der Nachkommen das DBE-Gen und dessen Merkmale im Phänotyp zeigen.
​
Diese Mutation ist auch beim Menschen bekannt. Dort kann sie sowohl dominant als auch rezessiv vererbt werden. Ob dies bei Katzen ebenfalls möglich ist, ist bislang unklar. Aus diesem Grund sollte mit Nachkommen aus DBE-Linien, die keine sichtbaren blauen oder unterschiedlich gefärbten Augen haben, nicht weitergezüchtet werden.
​
Wichtiger Hinweis zur Zucht:
Die Kombination von DBE-Genen mit bereits vorhandenen Weißscheckungsgenen kann das Risiko für Taubheit oder sogar Missbildungen erhöhen. Zuchtversuche mit DBE sollten daher nur mit äußerster Sorgfalt erfolgen.
​
​
Erfahrungen aus unserer Cattery
Unsere Cattery wird inzwischen in zweiter Generation geführt, und wir arbeiten seit 2016 gezielt mit verschiedenen DBE-Linien. In dieser Zeit haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt – auch schmerzhafte. Leider hatten auch wir mit tauben und sogar toten Kätzchen zu kämpfen, bevor wir die genetischen Zusammenhänge vollständig verstanden haben.
​
Gerade weil das DBE-Gen in Rassen wie Britisch Kurzhaar oder Britisch Langhaar nicht offiziell anerkannt ist, und es ohne klare Richtlinien schnell zu schwerwiegenden Problemen kommen kann, haben wir die experimentelle Rasse „Azul“ begründet. Dort gelten feste Farb- und Zuchtregeln, um das Gen verantwortungsvoll einzusetzen.
​​
​
Verantwortungsvolle Zucht statt unkontrollierter Vermehrung
Die Aufgabe eines Züchters ist es, eine Rasse zu erhalten und gezielt zu verbessern. Wird DBE unkontrolliert bei Britisch Kurzhaar und Langhaar Katzen ohne Fachwissen eingesetzt, kann es bei den Nachkommen zu Taubheit, Totgeburten oder sogar Missbildungen kommen. Das ist nicht Zucht, sondern unverantwortliche Vermehrung.
​
Zuchtvereine, die dies dennoch zulassen oder keine klaren Regelungen schaffen, handeln nicht im Sinne des Tierschutzes oder einer seriösen Zucht.
​
​​
​
Vielfalt der DBE-Mutationen und ihre Erscheinungsformen
Höchstwahrscheinlich sind in verschiedenen Teilen der Welt unabhängig voneinander genetische Mutationen aufgetreten, die für blaue oder unterschiedlich gefärbte Augen (Odd Eyes) verantwortlich sind. Dabei könnte es sich um mehrere, genetisch unterschiedliche Mutationen handeln – jede mit eigenen Charakteristika. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Rasse Ojos Azules, bei der eine andere Mutation für blaue Augen verantwortlich ist.
​
Jede dieser genetischen Varianten kann sich unterschiedlich auf Genotyp und Phänotyp auswirken. Ihre Ausprägung ist variabel, was bedeutet: Auch wenn ein Kätzchen das DBE-Gen geerbt hat, muss es nicht zwangsläufig blaue oder unterschiedlich gefärbte Augen zeigen.
​
​
Mögliche Erscheinungsformen bei heterozygoten DBE-Katzen
(Kreuzung aus einer DBE-Katze und einer nicht-DBE-Katze)
-
Blue-eyed oder odd-eyed Katzen ohne sichtbare Weißscheckung
(ein Hinweis: mindestens ein paar weiße Schnurrhaare sind immer vorhanden) -
Blue-eyed oder odd-eyed Katzen mit minimalen weißen Abzeichen
-
Odd-eyed Katzen mit sektoraler Irisfärbung (Splitted Odd Eyes, Mosaikaugen) – auch mit wenig oder gar keinem Weiß im Fell
-
Katzen mit scheinbar grünen oder gelben Augen, die bei Blitzlicht durch eine latente Rotreflexion auffallen (“rote Pupille“) – ein möglicher Hinweis auf verborgene DBE
-
Katzen mit bernsteinfarbenen, grünen oder gelben Augen, mit oder ohne sichtbare Weißanteile
​
​
Warum man nicht mit stark weißscheckigen Tieren (Bicolor, Harlekin, Van) züchten sollte
Katzen mit stark ausgeprägter Weißscheckung tragen sozusagen eine „weiße Jacke“, die über das Tier gelegt ist. Diese kann die typischen, oft sehr subtilen weißen Abzeichen des DBE-Gens vollständig überdecken. So wird fälschlicherweise angenommen, die Katze habe kein DBE-Gen.
​
Doch:
Selbst minimale weiße Abzeichen, etwa weiße Schnurrhaare, können bereits ein Hinweis darauf sein, dass ein Kätzchen das DBE-Gen hat – auch ohne deutlich sichtbare weiße Flecken.
​
Die Zucht mit Scheckungsmustern wie Bicolor, Harlekin oder Van kann daher die sichere Identifikation von DBE-Katzen erschweren oder unmöglich machen – und erhöht zudem das Risiko gesundheitlicher Probleme bei den Nachkommen.
​
Beispiel:
.png)
.png)
Wichtige Hinweise zur Interpretation weißer Abzeichen und weiterer Merkmale bei DBE
Es ist wichtig zu betonen, dass kleine weiße Flecken oder weiße Schnurrhaare nicht zwangsläufig ein Hinweis auf das DBE-Gen sein müssen. In vielen Fällen handelt es sich lediglich um harmlose Farbabweichungen, die genetisch bedingt auch unabhängig vom DBE auftreten können. Besonders bei den Farben Chocolate und Cinnamon kommen solche kleinen Farbfehler etwas häufiger vor.
​
Ebenso sind weiße Schnurrhaare kein alleiniges oder sicheres Erkennungsmerkmal für DBE – sie können auch zufällig auftreten.
​
​
DBE und die Gesichtsstruktur
Verschiedene Varianten des DBE-Gens können darüber hinaus auch die Gesichtsmerkmale einer Katze leicht beeinflussen. Dieses Merkmal ist tatsächlich beobachtbar, seine Ausprägung variiert jedoch – wie alle anderen phänotypischen Erscheinungsformen des DBE – von kaum sichtbar bis deutlich ausgeprägt.
​
Aus diesem Grund wird die DBE-Mutation von Züchtern häufig mit dem Waardenburg-Syndrom beim Menschen verglichen, das ähnliche phänotypische Variabilität zeigt, insbesondere in Bezug auf Pigmentierung und Gesichtsform.
​
​
Beobachtungen bei Azul-Kätzchen
In meiner eigenen Zuchtlinie der Azul-Katzen lässt sich das Vorhandensein des DBE-Gens bereits kurz nach der Geburt erkennen. Besonders auffällig ist, dass Kätzchen mit DBE in der Region zwischen Augen und Nase ein leicht verändertes Fell aufweisen:
Die Haare sind dort minimal länger und dichter als bei nicht-DBE-Katzen
.
Dieses subtile Merkmal kann erfahrenen Züchtern als zusätzliches Indiz für eine mögliche DBE-Vererbung dienen – ist jedoch natürlich kein alleiniger Nachweis.




DBE und Telekanthus: Morphologische Besonderheiten bei Katzen
Katzen mit dem DBE-Gen zeigen am häufigsten eine Form des sogenannten Telekanthus.
​
Was ist Telekanthus?
Unter Telekanthus (auch Dystopia canthorum) versteht man eine Vergrößerung des Abstands zwischen den inneren Augenwinkeln (medialen Kanthi), während der Abstand zwischen den Pupillen unverändert bleibt. Dies unterscheidet sich klar vom Hypertelorismus, bei dem der gesamte Augenabstand – also auch der Pupillenabstand – vergrößert ist.
​
Telekanthus zählt zu den sogenannten Telekanten, das heißt, zu geringfügigen Entwicklungsvarianten. Diese gelten als morphologische Besonderheiten ohne funktionelle Einschränkungen. Anders als Fehlbildungen haben sie weder medizinisch noch kosmetisch gravierende Folgen.
​
​
Häufige Missverständnisse und Beobachtungen
Entgegen verbreiteter Annahmen mancher Züchter ist der Telekanthus keineswegs ein Problem des Nasenrückens.
Der Nasenrücken von Katzen mit dieser Ausprägung ist nicht eingesunken, abgeflacht oder deformiert – sondern anatomisch völlig unauffällig.
​
Zudem wird in der Fachliteratur beschrieben – und auch durch unsere Erfahrung bestätigt –, dass sich der Telekanthus mit zunehmendem Alter oft zurückbildet. Am deutlichsten sichtbar ist er in den ersten Lebenstagen, insbesondere direkt nach dem Öffnen der Augen. Später verschwindet er meist vollständig oder hinterlässt nur noch sehr subtile Merkmale, wie z. B. ein leicht asymmetrisches oberes Augenlid – ein Befund, der allerdings auch bei Katzen ohne DBE auftreten kann.
​
​
Grenzen der Diagnostik über äußere Merkmale
Nicht alle DBE-Varianten lassen sich allein durch äußere Merkmale wie Gesichtsform sicher erkennen. Bei bestimmten Linien oder Mutationen ist dies möglich – bei vielen jedoch nicht zuverlässig.
​
Beispielsweise war das DBE-Gen der legendären Ojos Azules-Katzen mit markanten Schädelveränderungen und Schwanzverkürzungen verbunden. Diese gesundheitlichen Probleme führten letztlich zum Zuchtstopp dieser Rasse.
​
​
Genetische Vielfalt und aktuelle Forschung
Bisher wurden drei unterschiedliche DBE-Mutationen offiziell identifiziert. Diese lassen sich bereits über genetische Tests, z. B. bei Petgeno, nachweisen.
Darüber hinaus gibt es jedoch eine Vielzahl weiterer DBE-Varianten, für die es aktuell keine spezifischen Gentests gibt.
​
Diese Mutationen können auf verschiedenen Chromosomen in unterschiedlichen Genen lokalisiert sein – unter anderem in:
-
PAX3
-
MITF
-
EDNRB
-
und weiteren Genen
Solche oder ähnliche Mutationen finden sich auch beim Menschen, bei Mäusen, Hunden, Frettchen, Pferden und anderen Tieren.
​
Beim Menschen ist z. B. eine Mutation im PAX3-Gen als Waardenburg-Syndrom bekannt – ein Syndrom, das u. a. mit Pigmentveränderungen, Telekanthus und teils Hörproblemen einhergeht.
​
​
Genetik: Unterschiedliche Wahrnehmung bei Mensch und Tier
Interessanterweise werden viele genetische Mutationen, die bei Haustieren als unschädlich oder rassetypisch gelten, beim Menschen als Syndrome oder Krankheiten eingestuft.
Einige Beispiele:
-
Albinismus (TYR-Gen)
– Beim Menschen: okulokutaner Albinismus, erhöhtes Hautkrebsrisiko
– Bei Katzen: führt lediglich zu Point-Färbung (z. B. Siam) -
KIT-Gen
– Beim Menschen: Piebaldismus, beteiligt an der Onkogenese
– Bei Katzen: einfach weiße Scheckung (z. B. Bicolor, Harlekin und Van) -
ASIP-Gen
– Beim Menschen: metabolische Erkrankungen, Adipositas
– Bei Katzen: zonale Fellmusterung (z. B. Ticked oder Shaded)
​
Fazit
Die Forschung rund um das DBE-Gen steht noch am Anfang. Zwar konnten bereits einzelne Mutationen identifiziert werden, doch ist das Spektrum genetischer Varianten und deren Auswirkungen noch längst nicht vollständig erfasst. Gerade deshalb ist ein verantwortungsvoller Umgang in der Zucht unerlässlich – basierend auf Erfahrung, Beobachtung und wissenschaftlicher Begleitung.

Das DBE-Gen und seine Bedeutung bei Azul-Katzen
Das sogenannte DBE-Gen (Dominant Blue Eyed) ist eine genetische Mutation, die bei Katzen eine dominante Vererbung von blauen oder odd-eyed Augen (ein blaues und ein andersfarbiges Auge) bewirkt. Eine Katze mit dem DBE-Gen kann mit jeder Katze ohne dieses Gen verpaart werden – etwa die Hälfte der Nachkommen wird dann in der Regel das Gen haben und entsprechende Augenmerkmale im Phänotyp zeigen.
​
Wichtig: Das Vorhandensein des DBE-Gens sollte nicht automatisch mit einer genetischen Erkrankung – wie etwa dem Waardenburg-Syndrom – gleichgesetzt werden. Die bisherige Praxis zeigt keine gesicherte Verbindung zwischen dem DBE-Gen und krankhaften Fehlbildungen.
​
​
Latente des DBE-Gens
Es gibt Katzen mit dem DBE-Gen, die keine sichtbaren blauen oder odd-eyed Augen aufweisen – man spricht hier von sogenannten latenten Katzen. Diese Tiere haben grüne, gelbe oder bernsteinfarbene Augen, haben das Gen aber dennoch in sich. Ihre Nachkommen können dennoch blaue oder odd-eyed Augen entwickeln, insbesondere wenn sie mit sichtbar DBE-Katzen verpaart werden.
​
Hinweis: Der Begriff "DBE-Träger" ist irreführend, da man bei einem dominanten Gen nicht einfach "Träger" sein kann. Entweder eine Katze hat das Gen – sichtbar oder latent – oder sie hat es nicht. Seriöse Züchter sollten deshalb nicht von "Trägern" sprechen.
​
​
Zuchtregeln für Azul-Katzen
Die Zucht mit Azul-Katzen unterliegt strengen Regeln:
-
Zwei DBE-Katzen dürfen NICHT miteinander verpaart werden, da dies zu homozygoten Nachkommen führen kann, bei denen ein erhöhtes Risiko für Taubheit besteht.
-
Azul-Katzen dürfen ausschließlich mit Britisch Kurzhaar oder Langhaar ohne Weißscheckung verpaart werden.
-
Katzen mit Weißscheckung (Bicolor, Van, Harlequin) sind in der Azul-Zucht ausgeschlossen.
​
​
Zulassung und Klassifikation
Der Verein Association of Rare Breeds of Cats hat spezifische EMS-Codes eingeführt:
-
AZU – Azul
-
AZL – Azul Longhair
-
​
Erlaubte Farben und Muster (nur Auswahl):
-
Farbcodes: n (black), a (blue), b (chocolate), c (lilac), d (red) etc.
-
Muster: 08 (minimale weiße Flecken), 10 (optisch ohne Weiß), 29 (roan)
-
Augen: 60 (dominant blue eyed), 63/1 (dominant odd eyed), 68 (mosaic), 69 (latent blue eyes)
-
​
Diese Kategorisierung dient der Vermeidung ungewollter Verpaarungen mit Weißscheckung, bei denen rezessive Blue-Eye-Gene irrtümlich als DBE interpretiert werden könnten.
​
​
Bicolor und rezessives Blue-Eye-Gen
Die Verpaarung mit Bicolor-Katzen ist grundsätzlich unbedenklich, solange diese nicht zur Weiterzucht verwendet werden. Andernfalls besteht die Gefahr der Verwirrung zwischen dominantem DBE-Gen und rezessivem Blue-Eye-Gen, das in der BKH/BLH-Rasse weit verbreitet ist. Wer gezielt mit Weißscheckung und blue/odd eyes züchten möchte, sollte besser mit dem rezessiven Gen arbeiten – dort ist die Verpaarung zweier Träger erlaubt.
Achtung bei bestimmten DBE-Linien: Verpaarungen mit Bicolor- oder rezessiven Blue-Eye-Trägern können bei Linien wie der Nanotigr-Linie (DBE-Oliver-Gen) zu plötzlichem Tod bei Kitten oder sogar erwachsenen Tieren führen. Ein direkter Zusammenhang ist nicht belegt, doch Vorsicht ist geboten.
​
​
Augenfarbenbestimmung bei Kitten
Azul-Kitten zeigen ihre spätere Augenfarbe meist schon früh:
-
Bei blauen Augen reflektieren die Pupillen unter Blitzlicht rot.
-
Bei odd eyes leuchtet oft nur ein Auge rot.
-
Latente Kitten zeigen zunächst rote Reflexion, entwickeln später jedoch gelbe, grüne oder bernsteinfarbene Augen.
-
Mosaic eyes (auch sectoral heterochromia oder "splitted eyes") können teils blau, teils andersfarbig sein – diese Augen leuchten nicht immer rot.
​
​
Homozygote DBE-Katzen
Homozygot bedeutet, dass ein Tier zwei identische Allele für ein bestimmtes Merkmal trägt. Homozygote DBE-Katzen sind immer blauäugig, nie odd-eyed.
-
Sie entstehen aus der Verpaarung zweier DBE-Träger mit minimalem oder keinem sichtbaren Weiß.
-
Homozygote Tiere geben das Gen in nahezu 100 % der Fälle an ihre Nachkommen weiter.
-
Theoretisch steigt dadurch die Erfolgsrate für blue-eyed Nachzuchten.
-
​
Achtung: Homozygotie kann mit einem erhöhten Risiko für Taubheit einhergehen. Deshalb ist die Verpaarung zweier blauäugiger DBE-Katzen streng verboten.
​
Trotzdem sind nicht alle homozygoten DBE-Katzen taub – einige Züchter berichten von vollständig gesunden Tieren. Weitere Forschung ist nötig, um diese Phänomene besser zu verstehen.
​
​
Fazit
Das DBE-Gen bietet faszinierende Möglichkeiten für die Zucht besonderer Augenfarben. Gleichzeitig verlangt der verantwortungsvolle Umgang mit diesem Gen umfassende Kenntnisse in Genetik, klare Zuchtregeln und eine offene Haltung für neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Missverständnisse – wie die Gleichsetzung mit dem Waardenburg-Syndrom – sollten nicht vorschnell getroffen werden, solange keine belastbaren Daten dies belegen.
Latente DBE-Katzen
Wie bereits erwähnt, ist bekannt, dass das DBE-Gen eine variable Expression aufweist. Das bedeutet: Selbst wenn ein Kätzchen das Gen geerbt hat, führt dies nicht zwangsläufig zu blauen oder verschiedenfarbigen (odd-eyed) Augen.
​
​
Was bedeutet „latente“ Genexpression?
Latenz (von lateinisch latens, „verborgen“) beschreibt die Eigenschaft eines Gens oder Merkmals, im Hintergrund vorhanden zu sein, ohne sich sichtbar auszudrücken. Es bleibt also genetisch vorhanden, manifestiert sich jedoch äußerlich nicht oder nur teilweise.
​
Gerade unter Züchtern herrscht Uneinigkeit darüber, wann man bei Azul-Katzen oder allgemein bei DBE-Katzen von „latent“ sprechen kann.
Einige vertreten die Ansicht, dass nur DBE-Katzen, deren Augen im Licht rötlich aufblitzen, als latent gelten. Andere hingegen sehen jede Katze mit gelben oder grünen Augen, die von DBE-Katzen stammen, als latent an – während „rotäugige“ Tiere (mit reflektierendem Augenhintergrund) als stärker exprimierend gelten.
​
Wichtig ist jedoch: Das DBE-Gen ist kein Blau-Augen-Gen. Es handelt sich vielmehr um ein dominantes Gen für minimale Weißscheckung, welches unter bestimmten Umständen zu blauen oder verschiedenfarbigen Augen führen kann.
​
Alle latenten DBE-Katzen zeigen zumindest weiße Vibrissen (Schnurrhaare) – größere weiße Abzeichen oder rot schimmernde Pupillen sind hingegen nicht bei allen vorhanden. Diese Merkmale werden jedoch in der Praxis oft fehlinterpretiert oder gezielt genutzt, um Katzen als DBE-Träger zu verkaufen – teilweise zu sehr hohen Preisen. Dabei handelt es sich manchmal schlicht um Farbfehler.
​
​
Zuchtempfehlung:
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte ausschließlich mit Katzen züchten, die eindeutig blue oder odd eyed sind. Alle anderen potenziellen DBE-Katzen – insbesondere solche ohne klare äußerliche Merkmale – sollten kastriert werden, um ungewollte Vererbung zu vermeiden.
​
​
Häufige Frage von Züchtern:
„Kann ich eine Azul-Katze mit blauen Augen mit einer Katze mit latentem DBE verpaaren, oder besteht dabei das Risiko tauber Nachkommen?“
​
Antwort:
Ja, es besteht ein Risiko – denn bei einer solchen Paarung liegt die Wahrscheinlichkeit homozygoter Nachkommen (d. h. Tiere mit zwei DBE-Allelen) bei 25 %.
Und genau solche homozygoten DBE-Katzen können taub sein.
​
Hat jedoch nur ein Elterntier das DBE-Gen, ist das Risiko für Taubheit gleich null.
​
Daher gilt bei der Zucht von Azul-Katzen eine klare Regel:
Es dürfen niemals zwei DBE-Träger miteinander verpaart werden.
Das Verbot dient dem Schutz der Tiere und ist verbindlich einzuhalten.

Kopieren VERBOTEN.
weitere Informationen folgen.
.png)
